Krankenhausgewalt: Können Bodycams die Sicherheit von Gesundheitspersonal verbessern?

Admin User
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Verschiedene Kameras mit Text oberhalb und unterhalb davon.

Krankenhausgewalt: Können Bodycams die Sicherheit von Gesundheitspersonal verbessern?

Gewalt in Krankenhäusern: Können Bodycams das Pflegepersonal schützen?

Zunehmende Angriffe auf Krankenhausmitarbeiter: NRW-Kliniken testen Bodycams als Schutzmaßnahme. Was sie bringen – und wo die Grenzen liegen.

  1. Dezember 2025, 18:36 Uhr

Das Dortmunder Krankenhaus wird bis 2026 für sein Personal Bodycams einführen – als Reaktion auf die steigende Gewalt gegen medizinische Fachkräfte. Der Schritt folgt einem deutlichen Anstieg der Übergriffe: Allein in Nordrhein-Westfalen haben sich die Vorfälle seit 2017 um 34 Prozent erhöht. Kliniken in der Region testen nun neue Sicherheitskonzepte, um sowohl Beschäftigte als auch Patientinnen und Patienten besser zu schützen.

Die Gewalt in Krankenhäusern hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. 2022 und 2023 stiegen die gemeldeten Angriffe um 22 bzw. 9 Prozent – 2024 wurden bereits 1.705 Fälle registriert. Viele Einrichtungen machen längere Wartezeiten und einen sinkenden Respekt vor dem Personal als Hauptauslöser für die Aggressionen aus.

Das Elisabeth-Krankenhaus in Essen handelte nach einem schweren Übergriff auf Mitarbeiter im September 2024. Die Klinik setzt seitdem eigenes Sicherheitspersonal ein, um weitere Vorfälle zu verhindern. Auch das Dortmunder Krankenhaus hat seine Schutzmaßnahmen verstärkt: Eine nächtliche Wachkraft in der Notaufnahme und das Entfernen von Namensschildern für das Personal aufgrund von Bedrohungen gehören zu den Neuerungen. Die neuen Bodycam-Richtlinien in Dortmund sehen vor, dass Aufnahmen nur in Hochrisikosituationen aktiviert werden. Die Beschäftigten müssen Betroffene vor dem Filmen informieren, um Datenschutzbedenken Rechnung zu tragen.

Die Klinik erhofft sich von den Kameras eine abschreckende Wirkung sowie belastbares Beweismaterial für Strafverfahren. Allerdings geben frühere Studien Anlass zur Skepsis: Eine Untersuchung aus dem Jahr 2019 zeigte, dass Polizisten mit Bodycams häufiger angegriffen wurden – möglicherweise, weil die Geräte sie in Konfliktsituationen vorsichtiger agieren ließen. Am Pilotprojekt sind das NRW-Gesundheitsministerium, Krankenhäuser und Datenschutzbehörden beteiligt. Die Wahrung der Patientengeheimnisse bleibt eine große Hürde, da strenge Datenschutzgesetze regeln, wann und wie Aufnahmen genutzt werden dürfen.

Der Bodycam-Test in Dortmund ist einer von mehreren Versuchen, die Gewalt in medizinischen Einrichtungen einzudämmen. Bei Erfolg könnten die Kameras nicht nur klarere Beweise für juristische Verfahren liefern, sondern auch präventiv wirken. Die Einführung 2026 wird zeigen, ob die Technologie Sicherheit und Privatsphäre in den oft hochbelasteten Klinikalltag in Einklang bringen kann.