Glasfaserausbau in Deutschland: Warum der Streit um Kupfernetze eskaliert

Glasfaserausbau in Deutschland: Warum der Streit um Kupfernetze eskaliert
Deutschland treibt eines seiner ehrgeizigsten Infrastrukturprojekte voran: den Austausch alter Kupfernetze durch flächendeckende Glasfaseranschlüsse (FTTH). Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat neue Maßnahmen vorgeschlagen, um den Übergang zu beschleunigen. Doch der Plan hat eine Debatte zwischen Telekommunikationsriesen, Branchenverbänden und Regulierungsbehörden über Kosten, Zeitpläne und Verbraucherschutz entfacht.
Der Wechsel von Kupfer zu Glasfasernetzen ist ein langfristiges Ziel, doch die wichtigsten Akteure streiten darüber, wie dieser vollzogen werden soll. Die Deutsche Telekom beharrt darauf, dass ihr aktuelles VDSL-Netz – das Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s bietet – bereits ein glasfaserbasiertes System sei. Das Unternehmen argumentiert, eine erzwungene Abschaltung wäre wirtschaftlich unvernünftig und sogar verfassungswidrig nach deutschem und EU-Recht. Zudem warnt es, dass die Stilllegung von VDSL Kunden in Richtung der Koaxialnetze von Vodafone treiben könnte, die fünfmal mehr Energie verbrauchen als FTTH.
Branchenverbände haben eigene Forderungen vorgebracht. Breko, das Wettbewerber vertritt, fordert ein "universelles Initiativrecht", um die Abschaltung von Kupfernetzen auszulösen, sobald die Glasfaserabdeckung ein bestimmtes Niveau erreicht – selbst wenn die Deutsche Telekom dagegen ist. Gemeinsam mit dem BDEW verlangt der Verband Sonderkündigungsrechte, um Resellern den Wechsel von Kunden zu alternativen Glasfaseranbietern zu erleichtern. Gleichzeitig warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) vor überstürzten Schritten und betont, dass verfrühte Abschaltungen die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährden könnten.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) unterstützt zwar die Migration zu Glasfaser, besteht aber auf Preisregulierungen und eine Übergangsphase von mindestens 24 Monaten, bevor Kupfernetze schrittweise abgebaut werden. Wettbewerber wie Breko und der VKU befürworten zwar die Initiative des BMDV, kritisieren jedoch den früheren Ansatz der Bundesnetzagentur, der ihrer Meinung nach den Fortschritt gebremst habe.
Die Diskussion um den Glasfaserausbau in Deutschland offenbart tiefe Gräben bei Fragen der Kosten, Fristen und Marktgerechtigkeit. Während Regierung und Wettbewerber auf schnelleren Wandel drängen, fordern die Deutsche Telekom und Branchenverbände Zurückhaltung, um wirtschaftliche und rechtliche Risiken zu vermeiden. Das Ergebnis wird die digitale Infrastruktur Deutschlands für die kommenden Jahrzehnte prägen.

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