Die Tödliche Doris: Radikale Retrospektive zwischen Punk und Performancekunst

Admin User
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Ein Collage mit verschiedenen Bildern von Frauen in unterschiedlichen Kostümen, jedes begleitet von Text und Dollarbeträgen.

Die Tödliche Doris: Radikale Retrospektive zwischen Punk und Performancekunst

Im Bremer Weserburg Museum, genauer im Zentrum für Künstlerpublikationen, hat eine große Retrospektive der einflussreichen Band und Künstlergruppe Die Tödliche Doris ihre Pforten geöffnet. Die Ausstellung bietet erstmals einen umfassenden Einblick in ihr Schaffen, das sich über Punk, Film, Fotografie und Performancekunst erstreckt. Besonders der Film spielt eine zentrale Rolle und spiegelt den grenzüberschreitenden Ansatz der Gruppe in verschiedenen kreativen Bereichen wider.

Gegründet wurde Die Tödliche Doris 1980 in West-Berlin von den Kunst- und Filmstudenten Wolfgang Müller und Nikolaus Utermöhlen. Wenige Monate später stieß Chris Dreier dazu, und das Kollektiv sorgte schnell für Aufsehen, indem es künstlerische Konventionen herausforderte. Statt auf traditionelle Ideen von Handwerk oder Meisterschaft zu setzen, experimentierten sie provokant und brachen mit Gewohntem.

Ursprünglich als Punkband gestartet, weitete die Gruppe ihr Wirken bald auf Film, Fotografie, Literatur und Performance aus. Eines ihrer frühen Projekte, Materialien für die Nachkriegszeit, bestand darin, weggeworfene Passfotos aus den U-Bahn-Stationen West-Berlins zu sammeln und aufzuarbeiten. Damit unterstrichen sie ihr Interesse an übersehenen Materialien und Alltagsfragmenten. 1981 traten sie beim legendären Festival der genialen Dilettanten im Tempodrom auf und festigten so ihren Ruf als avantgardistische Störenfriede. Sechs Jahre später wurden sie zur Documenta nach Kassel eingeladen, wo sie ein konzeptuelles Gemälde präsentierten – ein deutlicher Bruch mit ihren Punk-Wurzeln.

Die Retrospektive zeigt nun ihre Super-8-Filmarbeiten, die gleichzeitig projiziert werden und so ein immersives, vielschichtiges Erlebnis schaffen. Ihr Einfluss reicht bis zu späteren Multimedia-Künstlern wie Christoph Schlingensief und Pipilotti Rist, die ähnliche disziplinübergreifende Methoden übernahmen.

Die Ausstellung vereint Jahrzehnte des radikalen Schaffens von Die Tödliche Doris – von punkigen Provokationen bis zur Konzeptkunst. Durch die Verbindung von Film, Klang und gefundenen Objekten betont die Schau ihre anhaltende Wirkung auf die experimentelle Kunstszene. Noch bis zum Ende der Laufzeit im Weserburg Museum bietet sich die seltene Gelegenheit, ihr unkonventionelles Erbe zu erkunden.

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